Was ist Krav Maga?
Krav Maga bedeutet auf hebräisch wörtlich "Kontakt-Kampf". Es ist das offizielle Selbstverteidigungssystem der israelischen Armee, der Polizei und vielen anderen israelischen Sicherheitskräften und gilt als eines der effektivsten Selbstverteidigungssysteme weltweit.
Die Entwicklung des Krav Maga
Imre "Imi" Lichtenfeld (Imi Sde-Or), geboren am 26. Mai 1910 in Budapest, Ungarn; gestorben am 9. Januar 1998 in Netanja, Israel) war der Begründer des Krav Maga. (Sde-Or war die hebräische Direktübersetzung von "Licht" und "Feld".)
Aufgewachsen ist Lichtenfeld in Bratislava in der Slowakei. Er war sehr sportlich und gewann Wettkämpfe im Boxen und Ringen. Sein Vater war ursprünglich ein Ringer und Zirkusakrobat. Er wurde später Polizist und diente viele Jahre als Chefinspektor. Er machte sich einen Namen mit seinem Arrest-Rekord von gefährlichen Kriminellen. Er unterrichtete die Polizei Bratislavas in Selbstverteidigung. Dort lernte Imi die Techniken des Jiu Jitsu.
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Ende der 1930er Jahre kam es in der Slowakei zu antisemitischen Ausschreitungen. Lichtenfeld stellte aus jüdischen Ringern und Boxern eine Schutztruppe für die jüdische Bevölkerung Bratislavas auf. Während der folgenden Strassenschlachten lernte Lichtenfeld, dass sportliche oder zu kunstvolle Techniken nicht für einen wirklichen Überlebenskampf geeignet sind. Er fing daraufhin an, aus einfachen Grundlagen effektive Methoden für die Nahkampfausbildung zu entwickeln. "Krav Maga" war geboren.
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1940 musste Lichtenfeld vor den Nazis aus der Slowakei fliehen. Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit einem alten Flussraddampfer und einer Zeit in der britischen Armee durfte Lichtenfeld 1942 nach Palästina einreisen. Dort hebräisierte er seinen Nachnamen in Sde-Or. Er schloss sich der Untergrundorganisation Hagana an. Dort erteilte er Unterricht in Nahkampf, da die jüdischen Kämpfer meist schlecht bewaffnet waren. Aus diesem Unterricht entwickelte sich das Krav Maga. Nach der Gründung des Staates Israel (1948) wurde Lichtenfeld Chefausbilder für Nahkampf in der israelischen Armee.
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1964 zog er sich aus der Armee zurück und adaptierte Krav Maga für die Bedürfnisse von Polizisten und Zivilisten. Bis zu seinem Tod 1998 arbeitete er weiter an der Entwicklung des Krav Maga.
Auch nach seinem Tod ist Krav Maga aus dem israelischen Sicherheitsapparat nicht mehr wegzudenken. Mehr noch: Inzwischen ist das israelische Nahkampfsystem zum weltweiten Exportschlager geworden.
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Wer kann Krav Maga erlernen?
Krav Maga wurde entwickelt, um auch untrainierte Menschen innerhalb kürzester Zeit auf ein hohes Niveau in der Selbstverteidigung zu bringen. Dadurch ist es, unabhängig von Alter und Geschlecht, prinzipiell für jeden erlernbar. Unterschiedliche körperliche Voraussetzungen sind kein Problem. Schliesslich kann jeder Opfer eines Angriffs werden.
Wichtig ist uns ein vernünftiger, persönlicher Umgang miteinander, gegenseitiges Verständnis und Respekt in einer angenehmen Trainingsatmosphäre.
Krav Maga ist ein lebendiges System, das sich ständig weiterentwickelt und nach noch besseren Lösungen sucht. Das einzige und alleinige Ultrasystem gibt es nicht. Deshalb stellen wir auch nicht den Anspruch, dieses gefunden zu haben. Die Behauptung, dass es die ultimative Vorgehensweise gibt, sozusagen eine universelle Lösung, mit der jeder Erfolg hat, halten wir für unseriös.
Unserer Erfahrung nach, muss ein vernünftiges Selbstverteidigungs-System variabel genug sein, damit jeder die individuell auf sich zugeschnittene Lösung finden kann. Wenn eine Person einen bestimmten technischen Ablauf nicht erlernen kann, dann bringt es nichts, diesen dem Schüler einzuhämmern.
Viel sinnvoller ist es, ein Alternativkonzept anzubieten, das auf die persönlichen Fähigkeiten Rücksicht nimmt. Das heisst, das System muss auf die individuellen Belange der Person angepasst werden und nicht umgekehrt.
Krav Maga kennt keine Regeln. Erlaubt ist, was effektiv ist und wirkt. Das macht es so wirkungsvoll. Das Nahkampfsystem beruht auf instinktiven Bewegungen und ist daher schnell erlernbar. Das Training soll auf den möglichen Ernstfall vorbereiten, auf brutale Strassenräuber oder Schläger. Es soll nicht ein Sport sein, sondern man sollte dabei lernen, sich zu verteidigen. Im Gegensatz zu traditionellen Kampfkünsten wie Karate oder Taekwondo gibt es im Krav Maga weder Regeln noch einen philosophischen Hintergrund. Ob ein Tritt in die Weichteile oder ein Schlag auf den Hals - erlaubt ist, was wirkt. Oberste Priorität hat die Selbstverteidigung.
Krav Maga bietet mit dieser Flexibilität auch Menschen eine Chance, die ungünstige physische Voraussetzungen mitbringen.
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